Who is who beim Hamburger Handball-Verband - Folge 1: Rolf Reincke, Präsident

Ein Quereinsteiger als Landes-Präsident: Rolf Reincke im Portrait

Der Mann ist so etwas wie ein Unikat. Chef eines Landesverbandes ohne Stallgeruch, der ja angeblich immer wichtig ist. Aber Rolf Reincke, Hamburgs neuer Verbandsboss, kommt nicht aus dem Handball, sondern vom Tischtennis. Ressortunabhängig versprüht er Esprit, wer mit ihm spricht, bekommt den Eindruck, einen ‚Macher‘ vor sich zu haben. Obwohl Neuling, will Reincke anpacken und in dem jahrelang etwas verschlafenen Stadtverband etwas bewegen. Dass er ein Quereinsteiger ist, hält ihn nicht auf. Berührungsängste kann man ihm nicht nachsagen.

Wer auf seine Vita nur einen schnellen Blick wirft, wird sich vermutlich die Augen reiben: In Rolf Reincke, seit Mai 2012 neuer Präsident des Hamburger Handball-Verbandes, steht ein „Fachfremder“ an der Spitze eines der größten Verbände des HSB. Einer ohne Stallgeruch – zunächst einmal … Ist das denn sinnvoll? Daran zweifelt der Reincke nicht, bringt er doch in guten Kontakten, sportpolitisch viel Erfahrung und einer Menge Engagement die wichtigsten Voraussetzungen mit. Wie wenig Reincke fremdelte, stellte sich bereits nach nur gut einem Jahr seiner HHV-Tätigkeit heraus:

Am 21. September 2013 wurde er gemeinsam mit seiner Hamburger Kollegin, Dr. Anja Matthies – beim HHV Vizepräsidentin Jugend und Leistungssport – ins seinerzeit neu aufgestellte Präsidium des Deutschen Handball-Bundes (DHB) gewählt – als Vizepräsident Organisation. Die Wahl fiel mit einem klaren Ergebnis von 72:34 für Reincke aus. „Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir bereits nach einer so kurzen Zeit im Handball entgegengebracht wird“, zeigte sich Reincke nach seiner Wahl glücklich. In Dortmund gestaltet der Newcomer seit seiner Wahl bereits fleißig die Reformen im deutschen Handball mit.

Lebenslauf: Betriebswirt mit (sport-)politischem Engagement

Der 48 Jahre alte Betriebswirt arbeitet seit über 25 Jahren für die Euler Hermes Kreditversicherung. Ursprünglich kommt er aus dem Tischtennis, war dort u. a. vier Jahre Sportwart und vierzehn Jahre Schiedsrichterobmann. Seit 2001 ist er internationaler Oberschiedsrichter, von 2003 bis 2005 saß er sogar als Mitglied im Schiedsrichterkomitee der ITTF. Doch nicht nur im Sport, sondern auch in der Politik war Reincke aktiv: Er saß als Abgeordneter in der Bezirksversammlung Altona (2001–2009, u. a. als Fachsprecher für Sport) und in der Hamburgischen Bürgerschaft (2009–2010). Dort wurde Reincke 2010 zum Staatsrat für Sport und Bezirke ernannt. Der Betriebswirt ist mit einer Ärztin verheiratet und lebt seit seiner Geburt in Hamburg. Viel Freizeit habe er nicht, doch wenn, „lese ich gerne Zeitung oder genieße es, auch einfach mal nichts zu tun.“

Handball: Die großen Herausforderungen der neuen Sportart

Am 10. Mai 2012 wählte der Verbandstag Rolf Reincke zum neuen Präsidenten. Der Vorschlag kam damals von seinem mittlerweile verstorbenen Vorgänger Gerhard Schunke selbst. „Am Anfang habe ich gestutzt und mich gefragt: Ist das richtig? Doch nachdem ich darüber nachgedacht hatte, war mir schnell klar, dass ich mich dieser Herausforderung stellen möchte.“

Die ähnlichen Strukturen, die in allen Verbänden herrschen, kommen ihm dabei zu Gute, kennt er diese doch aus dem Tischtennis. Reincke: „In meiner Zeit als Vizepräsident für Leistungssportentwicklung des Hamburger Sportbundes habe ich bereits Kontakte zum Handball gehabt, als ich an dem ersten Kooperationsvertrag zwischen dem HHV und dem HSV Hamburg beteiligt war.“ Vor den Herausforderungen, die das Kennenlernen dieser „neuen“ Sportart an ihn stellt, hat er keine Angst. Im Gegenteil: „Ich freue mich sehr, neue Menschen und eine neue Sportart so intensiv kennenlernen zu dürfen.“

Aufgaben: Nach außen vertreten, nach innen steuern

Seine Aufgaben sieht der neue Präsident deutlich in der Satzung des Verbandes beschrieben: „Ich bin für die Vertretung des Verbandes nach außen zuständig, für seine Interessen beim DHB, HSB und gegenüber externen Kooperationspartnern und Sponsoren“, umreißt Reincke sein Aufgabenfeld. Nach innen werde er „viel steuern“, denn die vier Vizepräsidenten, die er neben sich hat, arbeiten größtenteils eigenverantwortlich in ihren Ressorts. Reincke: „Ich behalte das große Ganze im Auge, kümmere mich vor allem um die übergeordneten Themen.“

Besonders wichtig ist ihm dabei die Kommunikation, mit den Vereinen will er eng zusammenarbeiten. Für seine Amtszeit hat er sich viel vorgenommen: „Ich will den Handballsport in Hamburg stärker positionieren, denn wir haben noch unheimlich viel Potenzial nach oben. Darauf will ich aufbauen.“ Aufbauen ist ein Stichwort: Reincke achtet auf konstruktive Herangehensweise an die Themen, die den Handball in der Hansestadt bewegen. Ihm schweben Sachdiskussionen vor, lösungsorientiert. Effekthascherei ist seine Sache nicht. Er sucht den Dialog. Die Veränderung. Und das alles – wenn möglich – per Teamwork.

Der Mann hat sich viel vorgenommen angesichts des Dornröschenschlafs, in dem viele Hamburger Vereine, Verantwortliche und Experten den HHV wähnen. Es ist ihm indes zuzutrauen, dass er Ziele nicht nur formulieren, sondern auch erreichen kann. Auch als Quereinsteiger. Sowohl in Hamburg, als auch in Dortmund.

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