Heimliche Helden: Harald Philipps – Der Herr der Minis

Harald PhilippsDer Name Harald Philipps dürfte vielen Hamburger Handballern ein Begriff sein. Auf jeden Fall jedem, der in Sasel und Umgebung etwas mit Handball zu tun hat. Denn seit den ersten Mini-Mannschaften gegen Mitte der 70er-Jahre wurden die Kleinsten in dieser Region immer von Harald Philipps trainiert.

„Harald war vor 47 Jahren schon mein erster Handballtrainer in Sasel und betreut dort bis heute Handball-Kindergruppen. Außerdem ist er seit einer Ewigkeit für die Finanzen der SG Hamburg-Nord zuständig, ebenso wie zuvor bei Sasel/DUWO und beim TSV Sasel. Keiner steht so für den Handball in Sasel und den angrenzenden Stadtteilen wie Harald Philips“, sagt Rüdiger Bartholatus, der 1. Vorsitzende der SG Hamburg-Nord, über seinen ehemaligen Coach.

Seine ersten sportlichen Schritte machte Harald Philipps selbst mit drei Jahren in der Kinderturngruppe des FTSV Berne (heute TuS Berne). 1938 war das. „Mit Beginn des zweiten Weltkriegs wurde diese Gruppe allerdings aufgelöst, da die Turnhalle als Lazarett benötigt wurde“, berichtet Philipps. Als es 1947 wieder mit dem Sport weiterging, zog es den gebürtigen Hamburger zunächst zum Tischtennis und zur Leichtathletik. „Den Handball habe ich erst mit 17 für mich entdeckt, obwohl mein Vater schon damals Handballer bei Fichte Eimsbüttel war“, erinnert sich der 79-Jährige.

Nach dem Abitur übernahm er dann mit 20 seine ersten Jugendmannschaften, „weil immer Not am Mann und ich ein armer Student war“, wie er sagt. Mit einer männlichen A-Jugend ging es los, es folgte ein weilbliche A- sowie eine D-Jugend. „1958 wollte ich eigentlich zum AMTV gehen. Aber in unserem Tanzlokal sprach mich jemand an und meinte, ich könnte doch auch nach Sasel kommen, die ja auch in blau/weiß spielen würden. Da bräuchte ich nicht mal ein neues Trikot. Der Junge hat recht“, dachte er sich und so folgte der Wechsel zum TSV Sasel, bei dem Harald Philipps bis heute aktiv ist.

Von da an wollte er eigentlich keine Jugendarbeit mehr machen. Doch alle beim TSV Sasel und den folgenden Spielgemeinschaften können froh sein, dass es anders kam. Denn schon beim zweiten Saisonspiel fehlte ein Trainer und Harald Philipps sprang ein. „Na gut, ein Mal“, sagte er damals. „Dabei ist es geblieben, nur einmal war immer“, sagt er heute. Seitdem hat er Mannschaften aller Altersklassen, bis auf Senioren, trainiert. Immer freitags und samstags. Denn andere Trainingszeiten ließ seine Außendiensttätigkeit nicht zu.

Früher ging Handball für Kinder in der D-Jugend los, weil die Kleinen auf dem großen Feld sonst gar nicht bis zum Tor kommen, hieß es. Mit Einführung des Kleinfeldhandballs Mitte der 70er Jahre wurde dann auch dank Harald Philipps und gegen einigen Widerstand mit der E- und F-Jugend begonnen. Weil es unter den Kleinsten aber immer noch Kleine gab, wurde schließlich mit den Minis gestartet, die fortan und bis heute von Harald Philipps trainiert wurden, auch wenn er immer mal wieder eine andere Altersklasse übernommen hat.

Folgerichtig wurde Harald Philipps dann auch Bezirksobmann und Mini-Vertreter für den Bezirk Nord. „Wir haben damals das erste Minispielfest mit dem Verband organisiert. Auf acht Feldern in der Sporthalle Hamburg und mit vielen Spielständen rundherum im Umlauf. Das war toll und ein Jahr später waren wir der erste Bezirk, der selbst eins organisiert hat“, schwelgt Philipps in Erinnerungen.

Selber hat Harald Philipps noch auf dem Großfeld und dann auf dem Kleinfeld auf Asphaltplätzen gespielt. Bis 27 in den ersten Herren, danach nur noch zum Spaß in tieferen Herrenmannschaften bis zu den alten Herren. „Man rutscht dann immer weiter runter“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Bis vor vier Jahren war er noch regelmäßig aktiv, seitdem nur noch selten. „Im letzten Jahr habe ich aber nochmal ausgeholfen. Das würde ich immer noch machen, aber fest nicht mehr“, schließt er ein Comeback aus. Aktuell ist Philipps ‚nur Aufpasser‘ bei zwei jungen Trainern, die noch nicht volljährig sind, sowie Leiter einer Schulkooperation am Redder.

Oft wurde der Trainer gefragt, wo er immer die guten Jungs herhabe. „Die sind genauso gut wie die, die zu euch kommen. Aber ich trainiere anders. Ich mache kein Seiltanzen sondern immer viel mit dem Ball, auch mit den Kleinsten“, entgegnet er dann.

Für seine funktionierenden Methoden und Verdienste für den Handballsport wurden Harald Philipps 1983 auch die Jugend-Leistungsnadel in Gold sowie 1997 die goldene Ehrennadel vom Hamburger Handball Verband verliehen.

Als Höhepunkte erinnert sich der Handballtrainer an einen „Boom 1962“, als es eine sehr gute A-Jugend gab, mit der sein Verein von der 3. Hamburger Liga in die 2. aufstieg und dann sogar den Sprung in die Oberliga schaffte. „Aber auch sonst habe ich unendlich viel erlebt und viele schöne Reisen gehabt. Damals gab es allerdings noch keine Fahrten ins Ausland nach Holstebro oder Lund. Wir fuhren nach Mölln oder Westerrönfeld, aber nicht viel weiter“, lässt Philipps wissen.

„Auch heute spielen noch viele, die bei mir angefangen haben“, berichtet er weiter. „Mit einigen von denen haben wir damals in der E-Jugend alles abgeschossen, da wurde schon fast gemault, warum ich zwei gute Spieler immer dabei hätte“, sagt er lachend. Einmal meldeten sich mit Saisonbeginn gleich elf Mädchen an. „Die waren alle gut, aber es gab keine Trainingszeit mehr. Wir haben dann in einer Ecke in der Halle Alsterredder trainiert und sie nachgemeldet. Die haben dann alles gewonnen, sind aber nur zweiter geworden, weil wir die ersten beiden Spiele nicht nachholen konnten. Später sind sie als A-Jugend Hamburger Meister geworden und waren bei ‚Jugend trainiert für Olympia‘. Das war wirklich eine Ausnahmemannschaft“, fügt Philipps hinzu.

Neben Handball und seiner Trainertätigkeit hat der gelernte Wirtschaftsprüfer und Steuerberater fast noch mehr Zeit mit der Verwaltung und Buchführung der verschiedenen Spielgemeinschaften verbracht. Seit 1967 ist Philipps Kassenwart und jetzt Schatzmeister, obwohl er leider keine Schätze habe. Von Ende der 80er Jahre bis 2004 war er zudem Kassenprüfer beim Hamburger Handball Verband.

Sein großes Hobby ist – wie könnte es anders sein - Kinder zu trainieren. Auch wenn sein 1.000 qm großer Garten heute die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Darüber hinaus sammelt Harald Philipps leidenschaftlich Briefmarken, wobei er das nicht als Gegenpol zu den lauten Kindern sieht: „Das Kindertraining ist für mich kaum Stress. Auch nicht mit 25 oder mehr Kindern. Da kann ich mit kräftiger, lauter Stimme gut dagegenhalten.“

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