Kanzlerin ehrt Hamburger Handballer

Preis für Sportlernetzwerk Freiwurf, in dem 70 Spieler mit und ohne geistige Behinderung trainieren

Freiwurf HamburgHamburg/Berlin. Ein Freiwurf im Handball wird gepfiffen, wenn ein Spieler in seiner Bewegungsfreiheit von anderen behindert wurde. Der Freiwurf ist die Chance, zurück ins Spiel zu kommen. Das passt. Im Sportlernetzwerk Freiwurf Hamburg spielen Menschen mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam Handball.

Die Idee hatten vor vier Jahren der Unternehmensberater Martin Wild, 32, und der pensionierte Lehrer Max-Detlef Rode, 71. Am Dienstag erhielt die Initiative den Sonderpreis der Bundeskanzlerin im Startsocial-Wettbewerb. Sieben soziale Projekte wurden im Bundeskanzleramt für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet. Die Preise sind mit jeweils 5000 Euro dotiert.

Knapp 300 ehrenamtliche Initiativen hatten sich für den mehrstufigen Ausscheid beworben, der zum zehnten Mal ausgetragen wurde. Jedes dritte Projekt erhielt die Chance, innerhalb eines Stipendiums das eigene Konzept mit zwei Coaches aus der Wirtschaft weiterzuentwickeln. Eine Jury wählte die 25 überzeugendsten Teams aus, die nach Berlin eingeladen wurden. Aus Hamburg war neben dem Preisträger Freiwurf Hamburg auch die Freiwilligen-Initiative Tatkräftig e. V. dabei.

Jede Woche trainieren die fast 70Freiwurf-Spieler in vier Sporthallen in Tonndorf, Eidelstedt, St. Pauli und Elmshorn, üben mit ihren Trainern Wurftechniken und Taktiken. Sie fahren zu Wettkämpfen und spielen in der Liga mit – die erste offiziell anerkannten inklusive Handballliga Deutschlands, initiiert von den Freiwurf-Gründern. An dem Projekt beteiligen sich inzwischen vier Vereine, der Altrahlstedter MTV, der Sportverein Eidelstedt, der FC St. Pauli und das Elmshorner HT. „Wir haben uns schon als Gewinner gefühlt, dass wir überhaupt Stipendiaten von Startsocial sein dürfen“, sagte Martin Wild, der selbst auch als Trainer dabei ist. Dass Freiwurf jetzt von der Bundeskanzlerin ausgezeichnet wurde, sei eine besondere Ehre für das ganze Team. „Der Preis ist Ansporn für uns, die Idee weiter auszubauen. Im September kommen zwei neue Handballteams in der Freiwurf-Liga dazu. In Eidelstedt und Rahlstedt ist das Interesse so groß, dass jeweils eine weitere Mannschaft gebildet wird.

Startsocial unterstützt seit 2001 Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren bei der praktischen Umsetzung ihrer Initiativen. Unter dem Motto „Hilfe für Helfer“ vergibt der in Hamburg ansässige Verein in Form eines jährlichen Wettbewerbs kostenlose Beratungsstipendien. Pro Durchlauf begleiten 500 ehrenamtliche Coaches und Juroren die Arbeit mit 15.000 gemeinnützigen Arbeitsstunden. Die Schirmherrschaft hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bislang wurden 1000 soziale Initiativen unterstützt, wie etwa die Organisation wellcome, die jungen Familien nach der Geburt hilft.

Unter den Preisträgern in diesem Jahr waren unter anderem die Initiative Canto Elementar, in der Senioren mit Kita-Kindern traditionelles Liedgut singen, und die GemüseAckerdemie, wo Schüler Anbau und Vermarktung von Gemüse erlernen.

Quelle: Hamburger Abendblatt vom 04.06.2014

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