Landestrainer Adrian Wagner: Über Vertrauen und den Talents’ Day

Talent's Day 2013Wenn der Hamburger Handball-Verband in dieser Saison die Spieler des Jahrgangs 2001 und die Spielerinnen des Jahrgangs 2002 zur Sichtung bittet, findet die Maßnahme das zweite Mal unter der Leitung von Landestrainer Adrian Wagner statt. Der ehemalige Bundesligaprofi hat sich für eine Reform des Ablaufs entschieden: Statt mehrerer Vortermine und dem Talents’ Day als Krönung wird es dieses Jahr erstmals nur noch den Talents’ Day geben. Die Reduzierung der zeitlichen Belastung ist gewollt, weshalb Wagner auf eine große Beteiligung der Vereine hofft.

Herr Wagner, in den letzten Jahren haben Sie die Spielerinnen und Spieler der jeweiligen Jahrgänge bereits vor dem eigentlichen Talents’ Day zum Training gebeten. So konnten Sie bereits einen ersten Eindruck gewinnen und eine Vorauswahl für den Haupttermin treffen. Warum haben Sie sich nun für eine Reform entschieden und das System umgestellt?

Wir wollten die Sichtung im Sinne der Spielerinnen und Spieler verschlanken, weil der Aufwand und die zeitliche Belastung für die Jugendlichen neben dem normalen Spielbetrieb schon hoch waren. Deshalb haben wir uns für je eine Großveranstaltung - eben den Talents‘ Day - im männlichen und weiblichen Bereich entschieden. Wir haben dafür eine Doppelhalle zur Verfügung, in der wir die hoffentlich zahlreich erscheinenden Talente zielgerecht sichten können. Wir werden zudem die Mädchen - deren Förderung durch den Verband um ein Jahr verlängert wurde - etwas später einladen, um den Terminplan zu entzerren.

Wenn Sie alle Spielerinnen und Spieler beim Talents’ Day das erste Mal sehen, müssen Sie sich allein auf den Eindruck von wenigen Stunden verlassen, anstatt über mehrere Wochen verteilt ein Bild von den Talenten gewinnen zu können. Wie groß ist die Gefahr, dass Sie dabei ein Talent übersehen?

Kein Mensch auf dieser Erde kann nach einem Tag sagen: Die Spielerin wird etwas und jener Spieler nicht. Deswegen werden wir nach dem Talents’ Day eine relativ große Fördergruppe von je 30 Spielerinnen und Spielern bilden. Nach einem Jahr Förderung entscheiden wir dann, wen wir in den Auswahlkader berufen. Zudem dürfen wir nicht den großen Vorteil von Hamburg vergessen: Da es ein Stadtstaat ist, haben wir eine gute Möglichkeit, die Ligen im Blick zu behalten und so im Verlauf der Saison eventuell auch noch Spielerinnen und Spieler zu entdecken, die sich erst später entwickelt haben. Im letzten Jahr ist das Konzept der großen Fördergruppe bereits gut gelungen - und so sehen wir keine Veranlassung, daran etwas zu ändern.

Was werden die inhaltlichen Schwerpunkte beim Talents’ Day sein?

In dem Alter geht es nur um die individuelle Förderung, weshalb diese Komponente im Vordergrund stehen wird. Wir werden Athletik und Koordination testen und am Ende die bereits bestehenden Spielfähigkeit anschauen - aber alles eben individuell.

Gerade kleinere Vereine fürchten oft, ihre Talente über die Sichtung an die Klubs mit einer traditionell leistungsmäßig ausgerichteten Jugendarbeit zu verlieren. Wie begegnen Sie diesen Bedenken?

Diese Angst kann ich jedem Verein und jedem Trainer nehmen. In der C-Jugend wird in der Saison noch nicht überregional gespielt, sondern nur auf Hamburger Ebene. Deshalb ist es sinnvoll, wenn die Talente noch auf so viele Vereine wie möglich verteilt sind, damit sie im Wettkampf gefordert werden. Es bringt nichts, wenn wir alle gesichteten Spielerinnen und Spieler in einer Mannschaft haben und diese Truppe dann am Wochenende die Gegner mit 30 Toren aus der Halle schießt. Außerdem ist es natürlich meine Aufgabe als Landestrainer, die Toptalente der Stadt zu fördern - und die Auswahl ist dafür eine wichtige Möglichkeit. Deshalb setze ich darauf, dass die Vereine mich in den letzten Monaten kennengelernt haben und das Vertrauen gewachsen ist.

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