Für mehr Fairness gegenüber den Schiedsrichtern

TVB_beim_HSV.jpgDurch das Ziehen einer Grünen Karte wurde Lars Hoffmann zu einem Vorbild für die Trainer.

Die Nachwuchshandballer der F-Jugend des TVB Hamburg strahlten: Sie durften beim Spiel des HSV Hamburg gegen den TSV Dormagen live dabei sein und den Sieg von Jogi Bitter und Co. feiern – und das auf Einladung des HSV Hamburg. Der Schiedsrichterwart Holger Franz und der HSV-Jugendkoordinator Gunnar Sadewater hatten die Aktion organisiert – als Dank für den Einsatz von Trainer Hoffmann. Der hatte bei einem Spiel seiner F-Jugend in Buxtehude die Grüne Karte gezückt und war – statt seinen Spielern Anweisungen zu geben – zur Tribüne gegangen und hatte „seine“ Eltern aufgefordert, nicht mehr über die Fehler des jungen Schiedsrichtergespanns zu meckern. „Ich fand das Verhalten der Eltern unmöglich und konnte mich kaum noch auf Spiel konzentrieren“, erklärt der Trainer seine Aktion. „Da die Eltern aber zu weit weg saßen, als dass ich mich quer über das Spielfeld hätte vernünftig bemerkbar machen können, habe ich halt spontan die Grüne Karte gezückt.“

Eine spontane Handlung, die von allen Seiten Lob hervorruft. BSV-Trainer Steffen Birkner schilderte die Aktion dem Verband, der sofort aktiv wurde: „Ich war von der Handlung sehr begeistert und habe mir gedacht - das musst du auszeichnen“, sagt Schiedsrichterwart Franz. „Deshalb habe ich Gunnar Sadewater angerufen, der die Aktion auch toll fand und meinem Wunsch sofort Unterstützung zugesichert hat. Der HSV hat die Karten gestellt.“

Doch ein Einzelfall ist es keineswegs. Es gibt mehr Fairplay und Engagement in den Hallen, als oftmals bekannt wird, da sind sich alle Beteiligten sicher. Franz: „Wir im Schiedsrichterausschuss sind uns bewusst, dass es viele engagierte Eltern und Trainer gibt, die jeden Spieltag ähnliches machen, nur wird es nicht publiziert.“ Lars Hoffmann schließt sich dieser Aussage an: „Ich bin zwar schon überrascht, von wem ich alles auf diese Aktion angesprochen worden bin, aber ich empfinde das Ziehen der Grünen Karte nicht als so außergewöhnlich, sondern bin davon überzeugt, dass das

schon häufiger von Trainern genutzt wurde.“ Und wenn sich so etwas bei einem Spiel seiner Mannschaft wiederholen würde? „Sollte es erneut zu so einer Situation kommen, würde ich das wiederholen, denn so ein Gemeckere hat nichts beim Handball zu suchen. Vor allem nicht bei den ganz Kleinen, deren Eltern als gute Vorbilder vorangehen sollten.“

Die Eltern als Vorbilder für die Nachwuchshandballer, mehr Fairness den Schiedsrichtern gegenüber – keine neuen Forderungen und doch so wichtig: „Jungschiedsrichter verlieren oft die Lust am Pfeifen, da sie vor allem von Eltern am Anfang oftmals angemeckert und angepöbelt werden“, beschreibt Franz die Problematik. „Dem müssen wir entgegenwirken, um auch in Zukunft noch junge, gut ausgebildete Schiedsrichter zu haben.“ Aktionen wie diese von Lars Hoffmann sind auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung – denn eigentlich wollen wir doch alle nur Handball spielen!

Julia Nikoleit