„Soll ein geiles Jahr und ein Höhepunkt für die Jungs werden“: Esinger Trainer-Duo im Gespräch über die Jugend-Bundesliga

Claas-Peter Schütt und Till Krügel (Foto TuS Esingen)Die A-Jugend des TuS Esingen hat sich in dieser Saison zum ersten Mal für die A-Jugend-Bundesliga qualifiziert. Kurz vor dem Punktspielstart am 14. September bei der SG Flensburg-Handewitt haben wir die beiden Trainer Till Krügel und Claas-Peter Schütt zum Interview getroffen, um mit ihnen über die abgelaufene sowie die neue Saison zu sprechen.

Hallo Till, hallo Claas, herzlichen Glückwunsch zur Qualifikation für die A-Jugend-Bundesliga. Wie beurteilt ihr die abgelaufene Saison eurer Mannschaft, in der ihr in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein 4. wurdet? Spiegelt das Ergebnis euer Niveau wieder oder wäre auch mehr möglich gewesen?

Till Krügel: Die Hinrunde war super. Da hat sich die Mannschaft kontinuierlich weiterentwickelt, wir waren Zweiter in der Tabelle und hatten noch Tuchfühlung zur Spitze.

Claas-Peter Schütt: Dann hatten wir leider ein wenig Verletzungspech, mit zwei Kreuzbandrissen und zwei Handgelenksbrüchen. Dadurch wurde der Kader natürlich dünner und uns ist am Ende etwas die Luft ausgegangen. Sonst hätten wir um den Titel mitspielen müssen, was so aber nicht mehr möglich war.

Wie lief die Qualifikation zur Jugend-Bundesliga?

Till Krügel: Der Einstieg in die Qualifikation fiel uns aufgrund des Saisonendes mit dem dezimierten Kader etwas schwer. Bei der ersten Qualifikationsrunde in Berlin sind wir von fünf Mannschaften nur vierte geworden, aber haben uns dank eines knappen Sieges mit einem Tor gegen Cottbus für die zweite Runde in Baunatal qualifiziert. Wir haben dabei leider nie 100 Prozent abgerufen, waren aber auch nicht chancenlos. Das war zwar enttäuschend, aber wir haben das gut verarbeitet und uns danach gut aufgerafft.

Claas-Peter Schütt:  In der Woche darauf ging es in Baunatal auch nicht gut los, weil unser Systemangriff im ersten Spiel nicht funktioniert hat und alle etwas verunsichert waren. Da hat uns im ersten Spiel aber Mirko Hahn durch seine individuelle Stärke gerettet. Das zweite Spiel war dafür mit das beste, das wir gemacht haben, auch wenn wir am Ende leider mit einem Tor gegen Solingen verloren haben und damit die direkte Qualifikation am Samstag verpasst haben. Am Sonntag haben wir den Gegner im ersten Spiel dann quasi überrollt und das zweite Spiel leider verloren. So hatten wir auf der Rückreise noch keine hundertprozentige Gewissheit, ob es gereicht hat, weil noch über den möglichen Wildcard-Antrag einer anderen Mannschaft entschieden werden musste. Als dann klar war, dass wir in dieser Saison dabei sind, war die Freude natürlich riesig.

Was bedeutet der Aufstieg in die höchste Jugend-Spielklasse für euch und den Verein?

Claas-Peter Schütt:  Im Verein sind natürlich alle stolz und froh, denn es spiegelt ja auch die Qualität der Jugendarbeit wieder. Sonst ist es natürlich ein wesentlich größerer Aufwand, der betrieben werden muss. Neben dem finanziellen Aufwand, den der Verein deckt, bleibt aber auch viel an uns hängen.

Till Krügel: Im Spielbetrieb sind es vor allem die weiteren Fahrten und sonst noch viele Kleinigkeiten, die sich ändern. Zum Beispiel muss das Ergebnis 30 Minuten nach dem Spiel gemeldet werden, ein Video vom Spiel muss 48 Stunden später hochgeladen sein und man muss dem Gegner Wasser und Backe stellen. Diese Dinge und der größere Verwaltungsaufwand müssen natürlich geregelt werden.

Inwiefern hat sich das Trainingspensum im Vergleich zum Vorjahr erhöht und wie sieht das bei anderen Teams aus?

Claas-Peter Schütt:  Wir trainieren weiterhin drei Mal pro Woche, hatten allerdings in der Vorbereitung meistens fünf bis sechs Einheiten. Ein Unterschied ist, dass das Krafttraining, das im letzten Jahr noch freiwillig war, jetzt zwei Mal in der Woche für alle verpflichtend ist. Zudem versuchen wir, so oft wie möglich beide beim Training zu sein, um in etwas längeren Einheiten Athletik- und Hallentraining zu kombinieren. Dabei versuchen wir mit dem uns möglichen Aufwand das Maximale zu erreichen. Denn viele Spieler machen gerade auch ihr Abitur oder eine Ausbildung.

Till Krügel:  Einige Teams wie Rostock oder Potsdam haben natürlich andere Möglichkeiten. Dort sind die Spieler an Sportgymnasien und haben zum Teil zwei Mal am Tag Training.

Wie hat sich die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr verändert? Hattet ihr schmerzhafte Abgänge zu verkraften?

Claas-Peter Schütt:  Ein Spieler kann aufgrund einer Verletzung gerade nicht dabei sein und zwei weitere spielen jetzt in unserer ersten Herrenmannschaft. Zudem ist ein Spieler zur HSG Pinnau gewechselt, der für viele einfache Tore gut war und nur schwer zu ersetzen sein wird. Darüber hinaus hat ein weiterer wichtiger Spieler, der uns auch in der Qualifikation kurzfristig sehr geholfen hat, nun aus persönlichen Gründen aufgehört.

Und wie sieht es mit Neuzugängen aus?

Claas-Peter Schütt:  Wir haben insgesamt drei neue Spieler dazubekommen. Einer kommt vom TSV Ellerbek, einer von den Hamburg Lions, die ja das Kooperationsteam der HSV Hamburg-Jugend sind, und einer vom HSV selbst. Die drei Jungs haben sich bereits nahtlos ins Team eingefügt, wobei viele in der Vorbereitung nochmal einen riesigen Sprung gemacht haben. Diese Leistungsexplosion war so nicht unbedingt zu erwarten und stimmt uns sehr zuversichtlich.

In welchen Bereichen seht ihr die Stärken eures Teams und wo hattet ihr am meisten aufzuholen?

Till Krügel: Wir haben einen klaren Schwerpunkt auf unser Tempospiel gesetzt. Da wir bisher die meisten unserer Tore aus dem Positionsangriff geworfen haben, wollten wir uns vor allem in diesem Bereich verbessern. Denn körperlich sind die Jungs relativ stabil und in der Abwehr haben wir schon einen guten Schritt gemacht. Das wollen wir ausbauen, um aus einer sicheren Abwehr heraus noch mehr einfache Tore zu erzielen.

Claas-Peter Schütt:  Im Vergleich zur letzten Saison wollen und müssen wir außerdem ein konstant hohes Level abrufen, da hatten wir noch einige Schwankungen. Ich denke, wir müssen immer an 95 bis 100 Prozent unserer Leistung kommen, sonst brauchen wir nicht anzutreten.

Welche Erwartungen habt ihr an eure Mannschaft und welche Ziele habt ihr euch als Team gesetzt?

Claas-Peter Schütt:  In der Liga wollen wir natürlich so gut wie möglich abschneiden. Zudem möchte ich die Jungs weiter für Handball begeistern und individuell sowie als Mannschaft weiterentwickeln.

Till Krügel:  Es soll auch einfach ein geiles Jahr in der A-Jugend und ein Höhepunkt für die Jungs werden, bevor einige in den Herrenbereich wechseln. Ob wir dann am Ende 6., 7., 8. oder 9. werden, ist nicht ganz so wichtig. Hauptsache dieses Jahr, in das wir alle viel investieren, wird für alle ein Gewinn.

Wie fördert ihr eure Spieler über die Trainingseinheiten hinaus?

Claas-Peter Schütt: Wir arbeiten in vielen Bereichen schon viel im Training und geben den Spielern auch die Möglichkeit, darüber hinaus noch Krafttraining zu machen. Sonst gibt es natürlich auch Teambuilding-Maßnahmen. So waren wir in diesem Jahr zum Beispiel zusammen mountainbiken im Harz.

Till Krügel:  Außerdem versuchen wir immer wieder Elemente aus anderen Sportarten wie z. B. Squash ins Training mit einzubeziehen, um auch andere Reize neben dem Handball zu setzen.

Claas-Peter Schütt:  Zudem sind es ja alle noch junge Kerle, die wir nicht nur sportlich sondern auch persönlich entwickeln wollen. Dazu zählen auch soziale Verhaltensweisen, Integration oder Teamfähigkeit.

Wen seht ihr abschließend als Favoriten in der Jugend-Bundesliga?

Till Krügel:  So gut kenne ich die Teams nicht, aber ich gehe davon aus, dass die Füchse Berlin und der SC Magdeburg wieder oben mitspielen.

Claas-Peter Schütt: Darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht, aber ich denke auch, dass wieder die üblichen Verdächtigen der letzten Jahre um den Titel spielen werden. Bei uns in der Staffel schätze ich vor allem den Nachwuchs der SG Flensburg-Handewitt hoch ein.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in der Bundesliga!