„Win-Win-Situation für alle Seiten“: Die „Freiwurf Hamburg-Liga“

BildIm September 2013 startete die bundesweit erste Handball-Unified-Liga im Hamburger Handball-Verband. An der „Freiwurf Hamburg-Liga“ nehmen vier Vereine teil, es ist der erste Versuch, inklusive Handballmannschaften unter dem Dach eines Fachverbandes regulär am Spielbetrieb teilnehmen zu lassen. Anfang Dezember fand in Elmshorn nun der dritte Spieltag der Liga statt – und es zeigte sich, dass der Versuch bisher ein voller Erfolg ist.

Gefüllte Tribünen, gute Stimmung, voller Einsatz auf dem Feld: Wie gut sich die erst in dieser Saison gestartete „Freiwurf Hamburg-Liga“ nach knapp drei Monaten gefunden hat, wurde am ersten Adventswochenende in Elmshorn deutlich. Nachdem die weibliche B-Jugend des heimischen Elmshorner HT ihr Heimspiel in der Hamburg-Liga beendet hatte, ging der Spieltag in der Olympia-Halle ohne große Unterbrechung weiter. Die Elmshorner Mannschaft, die nun das Feld betrat, gehört genauso zum Verein wie alle andere Teams, das war nicht nur an den identischen Trikots zu erkennen, und ist doch etwas Besonderes: Erst im August 2013 unter dem Dach des EHT entstanden, ist das Team von Astrid Tillein und Britta Mehrens eine der vier inklusiven Mannschaften, die in der Premieren-Saison der „Freiwurf Hamburg-Liga“ gegeneinander antreten.

„Es ist schön, in so einer Öffentlichkeit zu spielen“, freute sich Tillein. Ihre Mannschaft entstand aus der Schulmannschaft des Förderzentrums Raboisenschule, einmal die Woche wird nun zusätzlich im Verein trainiert. Thorge, der Sohn von Tillein und Kaja, die Tochter von Mehrens, unterstützen die Mannschaft als so genannte „Unified-Partner“ – zwei pro Mannschaft sind erlaubt. „Natürlich wollen wir gewinnen, aber es sollen auch alle ihren Anteil daran haben“, umriss Tillein, deren Mannschaft gegen St. Pauli mit 20:3 gewann, den ungeschriebenen Grundsatz, nach dem sich die gesamte Liga richtet. In dieser Liga sind Gegner eben nicht nur Gegner, sondern man kennt sich von gemeinsamen Trainingseinheiten oder Turnierfahrten.

2010 war das „Freiwurf“-Projekt mit einer aus zehn Spielern bestehenden Trainingsgruppe gestartet, inzwischen trainieren über 50 Sportler mit und ohne Handicap gemeinsam in den vier Vereinen. Mit der Gründung der bundesweit ersten Unified-Handball-Liga unter dem Dach eines Fachverbandes wurde im August 2013 ein weiterer Meilenstein gesetzt. Neben dem EHT nehmen der FC St. Pauli, der AMTV und der SV Eidelstedt am Spielbetrieb teil. Eine alters- oder geschlechtermäßige Trennung gibt es hier nicht, Männer und Frauen spielen genauso selbstverständlich zusammen wie die Erwachsenen mit den Jugendlichen. Auch Spielausweise werden nicht benötigt, das ist eine der wenigen Sonderregeln, die für die Liga gelten. Eine weitere ist die so genannte „Vier-Tore-Regel“, die besagt, dass jeder Spieler in einem Spiel maximal vier Tore werfen darf, jedes weitere würde als Abwurf gewertet. So soll gewährleistet werden, dass alle in das Spiel miteinbezogen werden.

Eine „Win-Win-Situation für alle Seiten“ sei diese Liga, freute sich Ralf Martini, Vizepräsident Spieltechnik des Hamburger Handball-Verbandes, der den dritten Spieltag der Liga in Elmshorn gebannt verfolgte. Neben dem deutlichen Sieg der Elmshorner bekam er ein 16:10-Erfolg des SVE über den AMTV zu sehen. „Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen und es ist einfach eine gute Sache. Für uns im Präsidium hat das Thema einen sehr hohen Stellenwert, weshalb wir der Ligagründung selbstverständlich sofort zugestimmt haben.“ In Zukunft wolle das Präsidium zudem versuchen, an jedem Spieltag der „Freiwurf Hamburg-Liga“ dabei zu sein, um „zu unterstreichen, wie wichtig uns diese Liga ist“.

Inzwischen hat das Projekt „Freiwurf Hamburg-Liga“ auch überregional auf Funktionärsebene auf sich aufmerksam gemacht: Eine Delegation des Deutschen Handball-Bundes besuchte im November den zweiten Spieltag der Liga, da sich der DHB in Zukunft verstärkt um den Bereich der Inklusion kümmern möchte. „Als weltgrößter Handballverband ist es unsere gesellschaftlich-soziale Pflicht, uns mit Themen wie Inklusion oder Migration eingehend zu beschäftigen“, unterstrich damals DHB-Vize-Präsident Georg Clarke die Bedeutung der Thematik. „Im ersten Schritt möchten wir die vielfältigen Projekte, die es in den einzelnen Landesverbänden bereits gibt, kennenlernen und Ideen bündeln, um diese dann zusammen mit übergeordneten erfolgreich weiterzuentwickeln.“ Wie gut sich solche Ideen entwickeln können und wie viel Potenzial darin stecken kann, hat die „Freiwurf Hamburg-Liga“ dabei in den letzten Monaten bereits vorgemacht.

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