„Wir sind das Fundament für die Top-Acts“ - Interview mit HHV-Präsident Rolf Reincke

Geschäftsleitung und Präsidium des Hamburger Handball-Verbandes sind umtriebig dieser Tage, besser: seit Monaten. Profilschärfung, Themenfokussierung, Strukturwandel und – insbesondere – die Nachwuchsförderung stehen auf der Agenda. Jüngst wurde die Kooperation mit dem HSV Hamburg verlängert. Wir haben den Präsidenten des HHV, Rolf Reincke, zu Inhalten befragt.

Herr Reincke, neun Monate nach Ihrer Übernahme des Präsidentenamts beim Hamburger Handball-Verband sind viele strukturelle und konzeptionelle Dinge bereits angeschoben worden - jüngst wurde der Kooperationsvertrag mit dem HSV Hamburg verlängert. Welche Ziele verfolgt diese Partnerschaft?

Reincke: Primär geht es um die Talent- und Anschlussförderung in Hamburg. Wir als Landesverband und der HSV Hamburg als Top-Act unserer Sportart in der Hansestadt müssen daran gleichermaßen höchstes Interesse haben. Wir müssen und wollen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass möglichst viele junge Hamburger Handballerinnen - wir wollen ja das Pendant zum HSV im Frauenbereich, den Buxtehuder SV, nicht vergessen - und Handballer es in den Spitzenbereich schaffen. Und das am liebsten natürlich im Hamburger Einzugsbereich.

Die Zusammenarbeit zwischen Verein und Landesverband ist in den Regularien des HBL-Jugendzertifikats vorgeschrieben – wo ist die Innovation?

Reincke: Unser Themenkatalog ist deutlich umfangreicher: Zum Wohle des Jugendhandballs in Hamburg werden sich der HSV Hamburg und wir  in Zukunft noch intensiver über die Trainerausbildung und Trainingsinhalte austauschen. Zudem gibt der HSV Hamburg dem Verband Unterstützung im Breitensportbereich und wirkt bei der Umsetzung von Projekten wie der Schulhandballwoche, Minispielfesten oder dem Talentsday mit. Besonders aber die gemeinsame Einrichtung eines Leistungszentrums, in dem die Jugendauswahlmannschaften des HHV sowie die HSV-Juniorteams gezielt gefördert werden, steht auf der Agenda.

Handball in Hamburg – das ist nicht zu vergleichen mit Kiel, Flensburg, Göppingen, Großwallstadt oder Magdeburg …

Reincke: Ganz klar, aber es gibt im Vergleich zu solchen Beispielen ja auch erhebliche Standortunterschiede. In Großstädten sind die Gegebenheiten ganz andere als in Handball-Hochburgen, wie die von Ihnen erwähnten. Hier müssen in weiten Teilen andere Maßstäbe angelegt werden, wenn es darum geht, den Handball zu fördern und zu positionieren. Das ist gewiss anstrengender – aber diese Herausforderung reizt uns alle.

Wie profitiert der HSV Hamburg vom HHV?

Reincke: Nun, wir sind quasi das Fundament für die Top-Acts wie HSV und Buxtehude. Nur ein Beispiel: Unsere Mitglieder und Vereine dienen nicht zuletzt dem vom HSV gezeigten Spitzenhandball als Zuschauer- und Fan-Potentiale. Wir verkörpern die Basis, haben aber auch einen äußerst ambitionierten Blick auf den Leistungsbereich. Hier ist seitens des Präsidiums vor allem auch meine Kollegin Dr. Anja Matthies zu nennen. Mittlerweile aber richtet sich unser aller Fokus darauf, auf der Geschäftsstelle, im Präsidium, im Trainerbereich. Vor allem auf den Nachwuchs und und - ich betone es noch einmal - die Ausbildung junger Talente. Ein starker Partner wie der HSV Hamburg als Zugmaschine des Handballs in der Hansestadt ist dabei besonders wertvoll, denn: Im Zusammenwirken mit ihm sollen wichtige Visionen wie die Anschlussförderung oder ein Jugend-Leistungszentrum Realität werden. Über Konzepte gesprochen wurde schon genug. Wir müssen alle anpacken.

Wie realistisch ist beispielsweise solch ein Leistungszentrum?

Reincke: Es ist so realistisch wie der Wille der handelnden Personen und deren Ernsthaftigkeit, solche Vorhaben zu realisieren – und ich habe den Eindruck, auf beiden Seiten ist davon jeweils jede Menge vorzufinden. Auf Verbandsseite ist in Person von Vizepräsidentin Anja Matthies jemand mit ausgewiesener Kompetenz um dieses Thema im speziellen aber eben auch um das Thema Nachwuchs und Leistungssport generell bemüht. Es ist interessant und ergiebig, sie einmal zu diesen Punkten zu befragen. Mit einem Leistungszentrum würde langfristig auch dem leider komplizierten und unbefriedigenden Thema Hallenkapazitäten und Trainingsmöglichkeiten begegnet. Ein Leistungszentrum bringt viele Vorteile. Es ist ein ambitioniertes Unterfangen, das sukzessive entwickelt werden muss – keine Frage. Aber nochmals: Sich solchen Themen nicht zu stellen, ist keine Lösung.

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