„Die Zukunft der Vereine liegt in den Schulen“ - Interview mit dem neuen Landestrainer Adrian Wagner

Auf dem Verbandstag Mitte Mai wurde Adrian Wagner, ehemaliger Nationalspieler und ein echter Hamburger Jung, als neuer Landestrainer vorgestellt. Damit tritt der 35-jährige die Nachfolge von Erik Wudtke an und übernimmt die Verantwortung über die Talentförderung des HHV. Nun sprach Wagner erstmals nach seiner offiziellen Vorstellung über seine Aufgaben beim Verband und sein Engagement als Trainer beim HSV Hamburg. Eines ist ihm dabei besonders wichtig – er verspricht: „Ich kann und werde zwischen meiner Rolle als Landestrainer und dem Job beim HSV trennen.“

Adrian, auf dem Verbandstag bist du als neuer Landestrainer vorgestellt worden. Am gleichen Abend betonte Verbandspräsident Rolf Reincke wiederholt die immense Bedeutung, die die Kooperation mit Schulen für die Vereine und den Verband hat. Wie beurteilst du – in deiner zweiten Aufgabe als Schulsportkoordinator – die Situation?

Ganz klar: Die Zukunft der Vereine liegt in den Schulen. Etwas anderes zu behaupten, wäre geradezu fahrlässig. Wenn die Vereine und der Verband nicht in naher Zukunft anfangen, die Kooperation mit den Hamburger Schulen zu intensivieren, wird uns in absehbarer Zeit der Nachwuchs fehlen. Denn die Kinder werden immer mehr Zeit in der Schule verbringen, das ist eine Tatsache – und wenn die Vereine nicht an die Schulen gehen, wird der Nachwuchs ausbleiben.

Was tut der Verband, um die Kooperation mit den Hamburger Schulen zu fördern?

Wir versuchen vor allem über die gemeinsamen Aktionen mit der AOK und dem HSV Hamburg die Kinder in den Schulen für den Handball zu gewinnen. Während der Schulhandballwoche und bei der Aktion „Trainieren mit den Profis“ erleben wir immer wieder, wie begeistert die Kinder von unserem Sport sind. Über die Vereinsförderung, die die AOK ins Leben gerufen hat, soll den Vereinen zudem der Anreiz geschaffen werden, selbst an den Schulen aktiv zu werden und Schulkooperationen einzugehen. Außerdem stehen wir den Vereinen als ständiger Ansprechpartner zur Verfügung und unterstützen sie gerne, wenn sie bei der Planung oder Umsetzung einer Kooperation Hilfe benötigen.

Apropos HSV Hamburg: Du wirst in der kommenden Saison zusätzlich zu deinen Aufgaben im Verband auch für den HSV tätig sein und dort die männliche B-Jugend trainieren. Die BILD titelte am Morgen des Verbandstages „Für den Nachwuchs! Wagner zurück beim HSV“. Über diese Schlagzeile warst du nicht begeistert – warum?

Ich bin Landestrainer und übernehme die Aufgabe beim HSV zusätzlich. So habe ich die Möglichkeit, einen Großteil meiner Auswahlspieler auch in ihrem Verein zu trainieren. Ich möchte nicht als Vereinstrainer gesehen werden, sondern als jemand, der sich für alle Talente in Hamburg einsetzt. Diese Aufgabe – diese Herausforderung – werde ich als Landestrainer und Schulsportkoordinator wahrnehmen.

Doch dein Doppelengagement könnte Ressentiments bei den anderen Vereinen wecken, die Angst haben, ihre Talente über die Auswahlsichtung an den HSV zu verlieren. Schließlich hat der HSV in dir nun eine gute Verbindung zu allen Auswahlspielern.

Es wird keine Abwerbungen geben. Ich kann und werde zwischen meiner Rolle als Landestrainer und dem Job beim HSV trennen, das verspreche ich allen Vereinen. Ich würde mir in meinem Amt kein Gefallen tun, alles mit der Vereinsbrille zu betrachten. Im Gegenteil: Ich möchte – und das kann ich nicht oft genug betonen – in neutraler Rolle für alle Vereine da sein – egal, wie groß oder klein der Verein ist.

Die Fußstapfen, in die du als Landestrainer trittst, sind groß. Erik führte die Hamburger Auswahlmannschaften zurück in die Erfolgsspur, ist fachlich hochqualifiziert und entwickelte ein neues Konzept für die Sichtung. Hast du Angst vor dieser Herausforderung?

Nein, Angst habe ich nicht, aber Respekt. Die Erfolge und Verdienste von Erik sind unbestritten und ich bin sehr dankbar, dass ich die letzten zwei Jahre mit ihm zusammenarbeiten durfte. Dabei konnte ich auch noch einiges lernen, das gebe ich offen zu. Doch nun müssen wir auch ohne Erik den Weg weitergehen, den wir in den letzten Jahren begonnen haben. Ich bin mir sicher, dass wir so auch in Zukunft erfolgreich sein werden – und dazu möchte ich als Landestrainer meinen Teil beitragen.